Graffitiprojekt geht in die zweite Runde – Die Stiftung von Mering unterstützt das Graffiti-Projekt mit finanziellen Mitteln aus dem Spendenlauf der Meringer Handballer – es sind bereits weitere künstlerische Projekte im Planung

Autorin: Heike John

Mering Ein trüber Wintermorgen mit Nieselregen, es ist noch dämmrig, und die meisten Passanten gehen mit müdem Blick und schnellen Schrittes den Abgang zur Bahnunterführung am Haltepunkt St. Afra hinunter. Alles wirkt grau in grau, trist und farblos, auch die Betonwände, doch plötzlich kommt Farbe in den Alltag, gute Laune ist angesagt. Ein solches Szenario wünschen sich die jungen Künstlerinnen und Künstler, die im vergangenen Sommer mit viel Spaß und Kreativität einigen Wänden des Zuwegs zu den Bahngleisen mit fröhlich-bunten Motiven Farbe verliehen.

Die Idee dieser längerfristig angelegten Kunstaktion stammt von der Meringer Jugendbeauftragten Jessica Bader, die das Graffitiprojekt auch umsetzte. „Ich habe im vergangenen Jahr alle Schulen in Mering zur Mitwirkung angeschrieben“, berichtet sie. Letztendlich beteiligten sich die Grundschule an der Ambérieustraße, die Realschule und das Gymnasium. Teils klassenweise, teils als Kunst-AG machten sich Schülerinnen und Schüler bei der Bahnunterführung St. Afra an die Arbeit.

Dann folgte auch noch eine Anfrage der Fachakademie für Sozialpädagogik nach, und Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Einrichtung nahmen sich gleich neben ihrer Schule die Fußgängerunterführung von der Lechstraße zum Gewerbegebiet St. Afra vor. Im fröhlich-urbanen Stil nach dem Vorbild des Pop-Art-Künstlers James Rizzi verwandelten sie die kahlen Sichtbetonflächen und verschmierten Wände des Durchgangs zu einem farbenfrohen Blickpunkt.

Nun soll das Graffitiprojekt in die zweite Runde gehen. Zum Abschluss der Aktion im vergangenen Jahr trafen sich eine Vielzahl der Beteiligten am Ort ihrer Kreativität und schmiedeten gleich Pläne für den kommenden Sommer. Denn dann will Jessica Bader wieder loslegen und hat die Bahnunterführung an der Josef-Scherer- Straße im Visier. Damit alle im Sommer kurz nach Notenschluss wieder mit Sprühflaschen, Pinseln und Farben kreativ werden können, wird sie zusammen mit Robert Nekola wieder die Vorarbeiten leisten, die Wände reinigen, Schmierereien beseitigen und die Flächen weiß grundieren. Dies hat der Hausmeister der Ambérieuschule auch für Phase 2 bereits zugesagt.

South Side Gallery Foto Heike John

„Wir finden das Graffitiprojekt alle richtig toll“, betont Susanne Geiger, Rektorin der Grundschule, die zusammen mit ihrer Lehrerkollegin Birgit Zaby zum Treffen gekommen war. Mit wie viel Spaß auch ihre Schüler an die Sache rangingen berichtete Werklehrerin Daniela Forster von der Realschule.

Und auch Sarah Wohlmuth, Kunstlehrerin am Gymnasium, stimmte zu, dass die Aktion auch eine gute Identifikation der jungen Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Schulort darstelle. Zumal die dafür notwendigen Materialien aus Geldern der Stiftung für Mering angeschafft werden konnten. Schülerinnen und Schüler in Mering gestalten ein Werk für Mering mit Geldern aus Mering, das sei doch perfekt.

Zusammen mit Bürgermeister Florian Mayer, der sich ebenfalls begeistert äußerte, wurde überlegt, auch den Ortsnamen Mering kreativ umsetzen zu lassen. Und wie wäre es, den unteren Bereich der Unterführung in ein Aquarium umzuwandeln, und Passanten in eine kreative Unterwasserwelt eintauchen zu lassen?

Projektideen wurden bereits einige gesammelt, und die Bürgerstiftung hat auch die Freigabe weiterer Mittel zugesagt. „Ich arbeite da sehr gut mit Christian Wenninger vom Stifterrat zusammen“, berichtete Jessica Bader. Mit Erträgen aus dem Stiftungskapital wurden die Materialkosten für die abgelaufene Aktion, rund 2000 Euro, finanziert. Als Gemeinschaftseinrichtung von Bürgern für Bürger muss ja zunächst einmal Geld gestiftet oder gespendet werden. Und hier kam das tolle Engagement der Handballer des SV Mering mit Jugendleiter Timon Fetting ins Spiel. Denn bei einem groß angelegten Spendenlauf statt des Trainings während der Corona- Zeit drehten sie so sportlich ihrer Runden, dass 8000 Euro zusammenkamen. Diese stolze Summe gaben sie an die Bürgerstiftung weiter. „Unsere Stiftung ist ein offenes Konzept, bei welchem jeder spenden und stiften kann, um regionale Projekte unabhängig von den Finanzmitteln der Gemeinde zu gewährleisten“, erklärt Bürgermeister Florian Mayer. Auch Vorschläge für Projekte seien willkommen. Als eines der nächsten Vorhaben, bei denen die Bürgerstiftung finanziell unter die Arme greift, nannte Mayer die geplante Neugestaltung des Stadtbiotops. Das Naturschutzgebiet in der Nähe des Haltepunkts Mering St. Afra, das bis vor rund zehn Jahren vom Schäferhundeverein genutzt wurde, soll aufgewertet werden.